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Der Einsatz von Medikationsplänen – ein Ländervergleich

Im Alter nimmt die Anzahl Medikamente pro Patient zu. Daher ist es oftmals schwierig, den Überblick über seinen Medikamentencocktail zu behalten. Hier bietet ein Medikationsplan Abhilfe. In welchen Ländern er bereits im Einsatz steht und wo er noch in den Kinderschuhen steckt, erfahren Sie hier.

Aktuelle Untersuchungen belegen, dass immer mehr Menschen auf eine Polypharmazie (mehr als 5 Arzneimittel) angewiesen sind. Bei einer Schweizer Studie wurden Patienten nach dem Besuch beim Hausarzt zu ihrer Medikation befragt. Die Rate an Patienten mit einer Polypharmazie lag dort bei durchschnittlich 37%. Polypharmazie steht im Zusammenhang mit dem erhöhten Auftreten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Viele Studien beweisen, dass die korrekte Einhaltung der Medikation abnimmt, je mehr Medikamente der Patient zu sich nehmen muss.
Ein Medikationsplan unterstützt den Patienten bei der Einnahme seiner Medikation. Dabei handelt es sich um eine übersichtliche Zusammenfassung aller rezeptpflichtigen Arzneimittel, wie auch seiner Selbstmedikation. In einer für den Patienten verständlichen Sprache sind Wirkstoff, Dosierung, Einnahmegrund und Hinweise zur Einnahme auf dem Plan vermerkt sowie das Datum des Plans und der Ersteller. Dem Patienten wird eine gedruckte Version des Medikationsplans ausgehändigt.

USA

In den USA wird den Patienten ein braunes Fläschchen mit individuellem Etikett abgegeben. Das Label übernimmt die Funktion eines Medikationsplans, aber nur für das jeweilige Arzneimittel und nicht für die gesamte Medikation. Um eine vollständige Übersicht über die Medikation zu haben, empfiehlt die FDA (Food & Drug Administration) ein elektronisches Formular, welches auf ihrer Website heruntergeladen werden kann. Dieses soll von den Patienten ausgefüllt und den einzelnen Leistungserbringern verteilt werden.

England

In England werden vor allem handgeschriebene Medikamentenlisten ausgehändigt. Bei der Spitalentlassung erhalten die Patienten eine Medikamentenliste meistens im Rahmen des Austrittsbriefs für den Hausarzt. Es gibt Krankenhausapotheken, welche Pläne für spezifische Patientengruppen entwickelt haben.

Schweiz

Medikationspläne werden in der Schweiz freiwillig und ohne Standard von Arztpraxen, Apotheken oder Heimen an die Patienten abgegeben. Im Frühling 2019 hat der Nationalrat die Motion «Recht auf einen Medikationsplan zur Stärkung der Patientensicherheit» einstimmig angenommen. Der Bundesrat erarbeitet nun eine Rechtsgrundlage. Im 2018 hat die Stiftung Patientensicherheit Schweiz ein nationales Projekt zur Reduktion von Medikationsfehlern angestossen und einen Muster Medikationsplan auf ihrer Website zur Verfügung gestellt. Zusätzlich hat die IG eMediplan – eine nationale Interessengemeinschaft - einen digitalen Medikationsplan (eMediplan) entwickelt, welcher den Softwareherstellern im Schweizer Gesundheitswesen zur Verfügung steht. Die digitale Nutzung des eMediplans soll in Zukunft ein fester Bestandteil im Arbeitsalltag von Ärzten, Apothekern und Pflegern werden.

Deutschland

Im Oktober 2016 hat Deutschland den bundeseinheitlichen Medikationsplan eingeführt und gesetzlich verankert. Seither haben die deutschen Patienten Anspruch auf den Medikationsplan, wenn sie drei oder mehr systemisch wirkende Medikamente dauerhaft (länger als 28 Tage) einnehmen müssen. Das Ziel dieser Massnahme ist «eine Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (zu) ermöglichen».

Dass Medikationspläne viele Vorteile mit sich bringen, wird als Selbstverständlichkeit angesehen. Die Studie untersucht systematisch den Nutzen von Medikationsplänen in der Praxis.

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